Bäcker auf vier Rädern

In unsere kleine Ortschaft im Weinviertel kommt jeden Samstag gegen halb neun „der Bäcker“. Eigentlich fährt Sabine mit diesem Auto vom Gerstenbauer, sie hat es angefüllt mit den verschiedensten Broten, Gebäck und mit Mehlspeisen. Man kann bei ihr auch Brösel, Mehl, Milch und Schlagobers kaufen. Sie führt auch Zeitungen mit und sogar Süßigkeiten für die Kinder.

Für meine Kinder war es ein Erlebnis, jeden Samstag mit dem Bäckerkörbchen einkaufen zu gehen. Der Bäcker hat laut gehupt und alle liefen dann vor ihre Häuser. Früher gab es in jedem Dorf ein Wirtshaus, einen Greissler, einen Bäcker und einen Fleischhauer. In jeder zweiten Ortschaft gab es eine Post. Sie haben längst alle zugesperrt.

Vor fünf Jahrzehnten hat Hans als Bäcker in der Bäckerei der Nachbarortschaft gearbeitet und seiner Mutter zweimal die Woche Brote mitgebracht, die sie in der Hofeinfahrt verkauft hat. Die Leute waren nicht so mobil, sondern blieben im nächsten Umkreis für ihren Einkauf.

Später hatten wir das Glück, dass ein Verkaufswagen mit Brot und Gebäck und auch einer mit Fleischwaren in unserem Ort hielt.

In Schalladorf leben nicht viele Einwohner, wir werden zirka 150 Personen sein, Kinder nicht mit einbezogen.

Die Menschen werden viel älter als früher und können oft nicht mehr Auto fahren. Für sie ist das die Möglichkeit, ihre Grundnahrungsmittel geliefert zu bekommen. Und ihren Grundbedarf an Kommunikation zu stillen ***zwinker***.

Sabine hält an vier Standorten neben dem Gehsteig, dort warten die Menschen aus den umliegenden Häusern mit ihren Einkaufskörben und erzählen sich die Neuigkeiten der letzten Woche.

In der Dorfgemeinschaft sind diese Bäckerbesuche ein wichtiger Kommunikationspunkt, der auch mir sehr viel bedeutet. Der lokale Bäcker ist aber weit mehr als nur Lieferant von Lebensmittel, er sorgt für eine bessere Lebensqualität im Ort.

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Sabine, die bei jedem Wetter und trotz oft widriger Umstände zu uns fährt.

„Fleisch- und Brotkultur machen viel von unserem Lebensgefühl aus.“

Ohne selbständige, engagierte Bäcker und Fleischhauer verlieren wir ein wichtiges Stück österreichischer Kultur.

Vielleicht schätzt ihr sie auch und könnt sie mit eurem bewussten Einkauf unterstützen und so erhalten.

Genieß die Zeit und erhol dich gut. Ich gehe in die Sommerpause und melde mich am 29. August mit meinem Sonntagsblog zurück,

deine Kerstin Rauchlechner