Jeder sieht ein Stückchen,
gemeinsam sehen wir die ganze Welt

Als ich geheiratet habe, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, was es bedeutet: “Bis dass euch der Tod scheidet“. Ich wusste, ich möchte mit meinem Mann leben und Kinder haben, aber ob wir die Höhen und Tiefen unseres Lebens meistern, da war ich mir nicht sicher. Für die nächsten fünf Jahre war ich mir recht sicher, aber „ewig“?
Das ist eine sehr lange Zeit …

Meine erstes großes Aha-Erlebnis nach einigen Jahren Ehe war:

„Frauen sind ganz anders als Männer.“

Lacht nicht – das war eine riesige Erkenntnis für mich. Das war der Zeitpunkt, an dem wir draufgekommen sind, wie unterschiedlich unsere Ansichten sind. Was mir wichtig ist, aber ihm nicht, und wie ich etwas aus einem Gefühl heraus mache, er aber in logischer Weise vorgeht. Wie ich als Mutter mit den Kindern umgehe und wie er als Vater mit ihnen umgeht.

Das Entscheidende ist, beides ist gleichwertig und gleich wichtig. Diese beiden Qualitäten, die männlichen und die weiblichen, vereinen die gesamte Palette an Möglichkeiten und Lösungen für uns. Wir haben darüber gelernt, miteinander zu reden und gemeinsame Lösungen zu finden.

Ob Du es nun glaubst oder nicht, auch das Streiten hält eine Beziehung lebendig. Wer seinen Ärger immer runterschluckt und sich zurückhält, erstarrt. Streitet ruhig, sagt euch eure Meinung und steht dazu.

Mir hat folgendes Bild sehr geholfen: „Reibung erzeugt Wärme“ und beim Streiten reiben wir unsere Meinungen aneinander, und es entsteht wieder Wärme. Wenn wir unseren Partner wertschätzen und ihn achten in allem, was er tut, so stärken wir sein Vertrauen in sich selbst und geben ihm somit die Möglichkeit zu wachsen – und dadurch wird auch Wachstum in der Beziehung gefördert. Jeder kann sich entwickeln und in seinem Tempo und mit seinen Interessen wachsen.

Es gibt keinen Weg zum Glück – Glück ist der Weg.

Wenn ich immer nur meinen Fokus auf dem habe, was mich beim anderen stört oder ich nicht mag, dann ist es schwieriger, im Alltag miteinander zu leben. Ich habe für mich gelernt, auf das, was mir an meinem Partner gefällt und was ich an ihm mag, zu achten. Ein kleiner Funke, der zwischen uns hin und her springt, hält unsere Beziehung aktiv, denn Alltag, Routine und Verhaltensmuster führen oft zu Stillstand und Starre in einer Beziehung.

Dass es heute nicht mehr so ist wie früher, das ist normal. Und das ist auch gut so. Ich habe mich entwickelt und verändert – und mein Partner hat sich entwickelt und verändert, genauso wie unsere Beziehung.

Das ist auf jeden Fall das, was eine Beziehung im Normalfall tun sollte – sie sollte wachsen dürfen, sich verändern und sich weiter entwickeln dürfen.

Und nun zuletzt noch einmal das vielleicht Wichtigste, was ich gelernt habe: Sei ganz Du selbst!

Verstelle Dich nicht oder passe Dich nicht an – wenn Du Dich die ganze Zeit zurücknehmen oder zurückhalten musst und die eigenen Bedürfnisse klein halten musst, dann lähmt Dich das und sperrt Dich ein. Es wäre genau das Gegenteil von Lebendigkeit!

Also, sei ganz Du selbst. Das ist der Quell Deiner Lebendigkeit !!!

Heute feiern wir unseren 30. Hochzeitstag mit unseren Trauzeugen.

Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
Mahatma Gandhi

 

Schönen Sommerbeginn, bis zum nächsten Sonntagstee am 12.Juli,

deine Kerstin Rauchlechner