Es kommt auf den Blickwinkel an,
Gedanken zu meinem Geburtstag.
Weißt du, ich kann mir meine Kindheit und Jugend als zwei unterschiedliche Geschichten erzählen.
In der ersten Geschichte haben meine Eltern ein Gasthaus gekauft, als ich vier Jahre alt war, und damit meine Mutter mitarbeiten konnte, habe ich auf meine dreieinhalb Jahre jüngere Schwester aufgepasst. Um bei unseren Eltern zu sein, sind wir praktisch im Gasthaus aufgewachsen. Wir haben also von klein auf im Geschäft mitgearbeitet, den Boden aufgekehrt, Geschirr abgewaschen, Flaschen für die Schank getragen und vieles mehr.
Ich war 9 Jahre alt, als mein Vater gestorben ist. Er war schon über vier Jahre schwer krank damals. Meine Eltern haben immer so getan, als wäre alles in Ordnung – ich habe aber gespürt, dass das nicht stimmte.
Es hat mich später sehr beschäftigt, dass sie mir von seiner Krankheit nichts erzählt haben.
Meine Mutter hatte mit ihrer Trauer so zu tun, dass ich mit meiner alleine fertig werden musste. Über Jahre war ich über den Verlust meines Vaters deprimiert und konnte keinen Sinn oder Freude finden in dem, was meinen Alltag ausmachte. Geld war immer knapp, und wir hatten Angst, dass wir unser Geschäft zusperren müssten. Bis ich mit der Schule fertig war, haben meine Schwester und ich viel im Geschäft gearbeitet, um unsere Mutter zu unterstützen und zu entlasten.
Und so geht die zweite Geschichte:
Als meine Eltern ein Gasthaus kauften, waren wir vier immer zusammen. Meine Schwester und ich haben uns immer im Geschäft oder im Gastgarten aufgehalten. Ich habe früh gelernt, mich um meine Schwester zu kümmern und alleine zu spielen. Meine Eltern wussten, sie können sich auf mich verlassen, ich hatte ihr volles Vertrauen.
Um mich selbst zu beschäftigen, bin ich in das Stempelgeschäft nebenan gegangen und habe mir dort erklären lassen, wie man häkelt und später auch wie man strickt. Meine Eltern wollten mir meine unbeschwerte Kindheit erhalten und haben mir deswegen von der Krankheit meines Vaters nichts erzählt.
Nach dem Tod meines Vaters habe ich mich mit dem Sinn meines Lebens beschäftigt und mir viele tiefgründige Fragen gestellt, wie z.B. was passiert nach dem Tod, was hat Bestand und ist nicht vergänglich und vieles mehr. Ich habe gelernt mit meiner Trauer umzugehen und für mich ein sinnvolles Leben zu führen.
Das Handarbeiten ist mir eine große Freude und Leidenschaft, eine ewige Inspiration.
Da ich schon als Kind sehr viel gelesen habe, habe ich mir aus Büchern viel angeeignet.
Meine Mutter, meine Schwester und ich haben viel gearbeitet und konnten uns auf einander verlassen, wir haben als Familie zusammengehalten.
Das sind meine beiden Geschichten, es hat lange gedauert – bis sie zusammengefunden haben –
Heute ist die 2. Geschichte – MEINE.
Sie hat mich zu der gemacht, die ich heute bin. Meine Geschichte hat mich auf meinen Beruf als Kinesiologin gut vorbereitet.
Ich kenne meine Stärken, kann für das, was ich erreichen möchte arbeiten und habe gelernt, immer wieder über Vorstellungsgrenzen und über Hindernisse zu gehen. Ich habe Durchhaltevermögen und glaube immer an das „Gute“ in meinem Leben. Auf meinem Lebensweg wurde ich immer beschützt und behütet.
Ja – und etwas möchte ich noch besser lernen –
Mein Leben noch mehr zu genießen!!!
Deine Kerstin
Oh ja! Es kommt auf den Blickwinkel an! Oder: Jeder ist seines Glückes Schmied….
Es gibt eine Menge Herausforderungen im Laufe eines Lebens. In den meisten Fällen entscheidet man selbst, ob sie einen unterm Strich schwächen oder man gestärkt daraus hervorgeht.
Gut, wenn man sich das immer wieder vor Augen hält oder daran erinnert wird .
Danke für den schönen Beitrag!
Liebe Kerstin!
Danke, dass du daran erinnerst, das alles zwei Seiten hat. Wenn ich jetzt im hohen Alter darüber nachdenke, dann wird mir immer mehr bewusst das man immer eine Wahl hat.
Dankeschön
Liebe Kerstin, danke für den wertvollen Beitrag!
Es ist schön, wie du zu „Deiner“ Einstellung zum Leben gefunden hast. Das ist für mich ein wichtiger Anstoß manche Dinge in einem anderen Licht zu sehen und einfach dankbar zu sein!
Alles Liebe,
Christine
Je nach Blickwinkel sieht unser Leben anders aus. Wir können Situationen positiv oder negativ erleben.
Dazu passt auch auch ein Zitat aus meinem Sprüchekalender:
,,Manchmal müssen wir einfach den Blickwinkel ändern, um all das Wunderbare um uns herum zu erkennen!“