Arbeitsprojekt: “Familie“

 

Habt ihr auch gemerkt, was für einen hohen Stellenwert Familie jetzt hat?

Für mich war es ganz wichtig, dass wir als Familie gemeinsam die erste Zeit der Ungewissheit verbracht haben. Alle Schlafzimmer waren wieder bewohnt, wir haben gemeinsam gekocht, gegessen, im Garten gearbeitet und gespielt. Meine Kinder sind aber schon erwachsen und versorgen sich selber.

Ich denke täglich an die Mütter und Väter, deren Kinder im schulpflichtigen Alter sind und zu Hause unterrichtet werden müssen. Es ist eine große Herausforderung, Kinder immer wieder zu motivieren, sich hinzusetzen, weiter zu machen, sich nicht ablenken zu lassen, dran zu bleiben. Die Eltern bekommen hautnah mit, wie ihre Kinder lernen – sie bekommen aber auch ihre Widerstände und ihre Schwächen mit. Kaum ist das erledigt, muss ein Mittagessen gekocht werden. Dann sind sie zu beschäftigen, sie wollen spielen, toben, laufen. Ich weiß, wie das ist, wenn Kinder das nicht ausleben können. Es ist nur eine von vielen Herausforderungen, die im Moment unglaublich geballt auf uns einstürzen. Dazwischen sollte eigentlich gearbeitet und aufgeräumt werden. Bisher hatte der Staat Aufgaben übernommen, die jetzt alle auf einmal von den Familien getragen werden.

Funktionierende Familienstrukturen fangen das sehr gut ab, vielleicht so gut, dass sie es sich nicht mehr nehmen lassen wollen, für ihre Kinder mehr Zeit zu haben. Die Jahre, wo die Kinder klein sind, sind so schnell vorüber und nicht mehr nach zu holen. Ich wollte dabei sein, wenn meine Kinder Neues lernen, etwas zum ersten Mal erleben. Für mich war klar, keine andere Person sorgt so gut für meine Kinder wie ich selber, kennt ihre Einzigartigkeit und besonderen Bedürfnisse so gut wie ich. Der Tagesablauf ist ein anderer, wenn Kinder in der Nachmittagsbetreuung sind oder nach der Schule nach Hause kommen, Mittag essen und Aufgaben machen. In der heutigen Situation haben Eltern so viele neue Erfahrungen gemacht, waren auf sich gestellt, Lösungen zu finden, mit neuen Herausforderungen umzugehen.

Ich gratuliere allen Eltern,

 das ist etwas, das ihr für euer weiteres Leben gelernt habt.

Falls euch niemand lobt oder sich bei euch bedankt, dann fangt doch bei euch selber damit an.

Nimm dir Zeit und führ dir vor Augen, was du in dieser Zeit alles gemacht hast und wofür du verantwortlich warst. Lobe dich und bedanke dich bei dir für deinen unglaublichen Einsatz, dein Organisationstalent, deine Bemühungen, für alle eine gute Lösung zu finden und dann noch ein Essen auf den Tisch zu bekommen. Und vieles mehr. Du weißt über deinen Tagesablauf am besten Bescheid, und es ist an der Zeit, dich dafür hoch zu schätzen.

Gib dir die Anerkennung und Wertschätzung für dein Tun.

Vielleicht möchtest du sie dann auch anderen schenken. Das schönste wäre natürlich, du bekommst die Wertschätzung von deinen Lieben – das wäre dann das sog. „Sahnehäubchen“.

Du entscheidest, wie die du diese Zeit interpretierst und was du aus ihr lernst.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir deine Erfahrungen schreibst.

Bis zum nächsten Sonntagstee am 31. Mai,

deine Kerstin Rauchlechner